Ein Duldungstitel ist eine vollstreckbare gerichtliche Entscheidung [→ Duldungsvollstreckung], die den Schuldner verpflichtet, eine bestimmte Handlung oder Maßnahme des Gläubigers zu dulden [→ Duldung]. Dies bedeutet, dass der Schuldner eine bestimmte Beeinträchtigung seines Eigentums, Besitzes oder sonstiger Rechte hinnehmen muss, ohne aktiv selbst handeln zu müssen.
Die Verurteilung zu einer Duldung kann die nach § 890 ZPO [→ Ordnungsmittel] vollstreckbare Verpflichtung zu einem positiven Tun enthalten, auch wenn das im Urteil nicht ausdrücklich ausgesprochen worden ist. Dies kann anzunehmen sein, wenn der Schuldner der Pflicht, etwas zu dulden, nur gerecht werden kann, indem er daneben auch die positiven Handlungen vornimmt, die notwendig sind, um den rechtmäßigen Zustand zu erreichen. Die Zwangsvollstreckung würde unzumutbar erschwert, wenn der Gläubiger stattdessen darauf verwiesen werden müsste, jeweils einzelne Handlungstitel zu erwirken. Ob ein Titel Handlungspflichten auferlegt oder eine Duldung fordert, ist im Wege der Auslegung mit Blick auf den Schwerpunkt der jeweils in Rede stehenden Verpflichtung zu beurteilen.1)
Die Gläubigerin kann einen solchen Titel [Duldungstitel] wahlweise nach § 890 Abs. 1 und 2 ZPO [→ Ordnungsmittel] durch Ordnungsgeld und -haft oder nach § 892 ZPO durch Hinzuziehung des Gerichtsvollziehers vollstrecken.2)
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