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markenrecht:markenmaessige_benutzung [2020/11/16 08:45] – mfreund | markenrecht:markenmaessige_benutzung [2023/07/25 08:27] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1 | ||
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+ | ====== Markenmässige Benutzung ====== | ||
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+ | -> [[Funktionen der Marke]] \\ | ||
+ | -> [[Benutzung im geschäftlichen Verkehr]] \\ | ||
+ | -> [[Markenmässige Benutzung im Revisionsverfahren]] \\ | ||
+ | -> [[Verkehrsauffassung]] \\ | ||
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+ | -> [[Verletzung der Herkunftsfunktion]] \\ | ||
+ | -> [[Herkunftshinweise im Modebereich]] \\ | ||
+ | -> [[Markenmäßige Benutzung von Adwords]] \\ | ||
+ | -> [[Markenmäßige Benutzung von Metatags]] \\ | ||
+ | -> [[Internetrecht: | ||
+ | -> [[Markenmäßige Verwendung einer Farbe]] \\ | ||
+ | -> [[Benutzung einer Marke durch einen Werbenden in einer vergleichenden Werbung]] \\ | ||
+ | -> [[Kennzeichenverletzung durch Anmeldung und Eintragung einer Marke]] \\ | ||
+ | -> [[Kennzeichenverletzung durch Registrierung eines Domainnamens]] \\ | ||
+ | -> [[Kennzeichenverletzung durch Beeinflussung des Auswahlverfahrens einer Internetsuchmaschine]] \\ | ||
+ | -> [[Markenmäßige Benutzung durch firmenmäßigen Gebrauch]] \\ | ||
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+ | Eine beeinträchtigende Benutzung des Zeichens liegt vor, wenn es durch Dritte markenmäßig oder - was dem entspricht - als Marke verwendet wird und diese Verwendung die | ||
+ | [[Funktionen der Marke]] und insbesondere ihre wesentliche Funktion, den Verbrauchern die Herkunft der Waren oder Dienstleistungen zu garantieren [-> [[Herkunftsfunktion]]], | ||
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+ | Eine [[Markenverletzung|Verletzungshandlung]] nach § 14 Abs. 2 MarkenG kann grundsätzlich nur angenommen werden, wenn die angegriffene Bezeichnung oder Gestaltungsform markenmäßig verwendet wird, also im Rahmen des Produktabsatzes jedenfalls auch der Unterscheidung der Ware eines Unternehmens von denen anderer dient [-> [[Funktion der Marke]], [[Herkunftsfunktion]]].((BGH, | ||
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+ | Bei der Beurteilung, | ||
+ | in dem maßgeblichen Warensektor abzustellen.((BGH, | ||
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+ | Eine beeinträchtigende Benutzung des Zeichens liegt vor, wenn es durch den Dritten markenmäßig oder - was | ||
+ | dem entspricht - als Marke verwendet wird und diese Verwendung die [[Funktionen der Marke]] und insbesondere ihre wesentliche Funktion, den Verbrauchern die Herkunft der Waren oder Dienstleistungen zu garantieren [-> [[Herkunftsfunktion]]], | ||
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+ | Eine markenrechtsverletzende Benutzung eines Zeichens für Waren oder Dienstleistungen | ||
+ | setzt voraus, dass ein nicht unerheblicher Teil des angesprochenen Verkehrs in einem Zeichen den Hinweis auf die Herkunft einer Ware oder Dienstleistung aus einem bestimmten Unternehmen sieht. Die Tatsache, dass ein Zeichen vom angesprochenen Verkehr als Marke und damit als Herkunftshinweis erkannt wird, muss anhand der Umstände des Einzelfalls positiv festgestellt werden. Für die Annahme einer kennzeichenmäßigen Verwendung genügt es nicht, dass das Zeichen originär unterscheidungskräftig ist und die konkrete Verwendung im Hinblick auf die in Rede stehenden Waren oder Dienstleistungen nicht glatt beschreibend erfolgt.((BGH, | ||
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+ | Von einer kennzeichenmäßigen Verwendung ist auszugehen, wenn ein nicht unerheblicher Teil des angesprochenen Verkehrs in einem Zeichen den Hinweis auf die Herkunft einer Ware oder Dienstleistung aus einem bestimmten Unternehmen sieht.((BGH, | ||
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+ | Diese Beurteilung obliegt im Wesentlichen dem Tatrichter. Im Revisionsverfahren ist daher nur zu | ||
+ | prüfen, ob der Tatrichter den Rechtsbegriff zutreffend erfasst und ohne Widerspruch zu Denkgesetzen und Erfahrungssätzen geurteilt hat und ob das gewonnene Ergebnis von den getroffenen Feststellungen getragen wird.((st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urteil v. 11. April 2019 - I ZR 108/18; BGH, Urteil vom 21. Oktober 2015 - I ZR 23/14, GRUR 2016, 197 Rn. 28 = WRP 2016, 199 - Bounty; Urteil vom 28. April 2016 - I ZR 254/14, GRUR 2016, 1301 Rn. 36 = WRP 2016, 1510 - Kinderstube; | ||
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+ | Nach der noch zum Warenzeichenrecht ergangenen Rechtsprechung des Senats kommt es für die Frage der zeichenmäßigen Benutzung eines Zeichens nicht auf dessen Zweckbestimmung durch den Verwender, sondern allein darauf an, ob der angesprochene Verkehr das Zeichen auch als Hinweis auf die Herkunft der Ware aus einem bestimmten Betrieb versteht ((BGH, Urteil vom 19. Dezember 1960 - I ZR 39/59, GRUR 1961, 280, 281 [juris Rn. 8] - Tosca)). | ||
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+ | Dabei wird die Verkehrsauffassung auch durch die konkrete Aufmachung bestimmt, in der die angegriffene Bezeichnung dem Publikum entgegentritt.((BGH, | ||
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+ | Abzustellen ist auf die Kennzeichnungsgewohnheiten in dem maßgeblichen Warensektor, | ||
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+ | Wird ein Zeichen auf der Verpackung oder in der Werbung für Bekleidungsstücke verwendet, kann seine blickfangmäßige Herausstellung für eine markenmäßige Verwendung sprechen.((BGH, | ||
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+ | Erforderlich ist jedoch in jedem Einzelfall die Feststellung, | ||
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+ | Eine [[Verkehrsdurchsetzung]] als [[Herkunftshinweis]] setzt grundsätzlich eine Verwendung der Kennzeichnung als Marke, also eine markenmäßige und damit nicht lediglich eine beschreibende Verwendung voraus.((BGH, | ||
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+ | Liegen die Voraussetzungen einer markenmäßigen Benutzung nicht vor, so spricht man auch von einer [[Markennennung]]. | ||
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+ | Ein Zeichen wird im geschäftlichen Verkehr benutzt, wenn die Verwendung im Zusammenhang mit einer auf einen wirtschaftlichen Vorteil gerichteten gewerblichen Tätigkeit und nicht im privaten Bereich erfolgt.((BGH, | ||
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+ | Die Rechte aus der Marke nach der eine Verwechslungsgefahr voraussetzenden Vorschrift des § 14 Abs. 2 Nr. 2 MarkenG sind daher auf diejenigen Fälle beschränkt, | ||
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+ | Für die markenmäßige Benutzung ist es nicht erforderlich, | ||
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+ | Eine kennzeichenmäßige Benutzung ist immer schon dann anzunehmen, wenn zu erwarten ist, dass ein nicht unerheblicher Teil der Verkehrskreise in der Bezeichnung ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Waren oder Dienstleistungen erblickt.((BGH GRUR 81, 592, 593 - Championne du Monde)) Es genügt insoweit bereits die Möglichkeit eines solchen Verkehrsverständnisses.((BGH GRUR 90, 274, 275 - Klettverschluss)) | ||
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+ | Fasst der Durchschnittsverbraucher ein Bildmotiv nur als dekoratives Element auf, ergibt sich eine markenmäßige Verwendung dieses Motivs nicht daraus, dass ein kleiner Teil des angesprochenen Publikums das Bildmotiv als Marke erkennt und der fraglichen Abbildung deshalb einen Herkunftshinweis entnimmt.((BGH, | ||
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+ | Die Frage der markenmäßigen Verwendung der angegriffenen Ausführungsform kann davon abhängen, ob und in welchem Umfang Bestandteile des Klagezeichens, | ||
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+ | Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union und des Senats muss ein Zeichen für eine markenmäßige Verwendung nicht notwendig in Alleinstellung benutzt werden. Eine Marke kann vielmehr infolge ihrer Benutzung als Teil einer komplexen Kennzeichnung oder in Verbindung mit anderen Marken Unterscheidungskraft erlangen.((BGH, | ||
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+ | ==== Dreidimensionalen Marken ==== | ||
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+ | Auch bei einer dreidimensionalen Marke richtet sich der Schutz des Markenrechts vor allem gegen die Beeinträchtigung der Herkunftsfunktion der Marke, nicht gegen die Übernahme technischer Lösungen, von Gebrauchseigenschaften oder ästhetischer Gestaltungsgedanken durch Mitbewerber für deren Waren.((BGH, | ||
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+ | ==== Ausstellen eines Erzeugnisses auf einer Messe ==== | ||
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+ | Stellt ein Unternehmen ein Erzeugnis im Inland auf einer Messe aus, liegt eine Benutzung der Produktform im geschäftlichen Verkehr im Inland zu Werbezwecken vor, ohne dass es darauf ankommt, ob das Produkt in verpacktem oder unverpacktem Zustand ausgestellt wird.((BGH, Urteil vom 22. April 2010 - I ZR 17/05 - Pralinenform II)) | ||
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+ | Durch ein solches Ausstellen im Inland wird noch keine Vermutung für ein Anbieten oder Inverkehrbringen dieses Produktes im Inland begründet.((BGH, | ||
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+ | ==== Benutzung im Stadium des Verbrauchs ==== | ||
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+ | Für eine rechtsverletzende Benutzungshandlung ist es unerheblich, | ||
+ | wenn das die Marke verletzende Zeichen erst nach dem Kauf der Ware wahrgenommen wird.((BGH, Urteil vom 2. März 2017 - I ZR 273/14 - Videospiel-Konsolen III; m.V.a. EuGH, Urteil vom 12. November 2002 - C-206/01, Slg. 2002, I-10273 = GRUR 2003, 55 Rn. 57 - Arsenal; Urteil vom 16. November 2004 - C-245/02, Slg. 2004, I-10989 = GRUR 2005, 153 Rn. 60 - Anheuser Busch/ | ||
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+ | Die Marke entfaltet zwar ihre Hauptfunktion, | ||
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+ | Das aus der Eintragung folgende Markenrecht kann deshalb auch gegen verwechslungsfähige Zeichen, die erst im Stadium des Verbrauchs der Ware wahrgenommen werden, zu schützen sein.((BGH, Urt. v. 25. Januar 2007 - I ZR 22/04 - Pralinenform; | ||
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+ | Bei der Frage, ob die Beklagte die angegriffene Pralinenform markenmäßig benutzt, zutreffend auf das Verständnis des Durchschnittsverbrauchers abzustellen.((BGH, | ||
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+ | Bei seiner Beurteilung der markenmäßigen Benutzung ist auch zu prüfen, welche [[Kennzeichnungskraft]] die Klagemarke erreicht hat. Denn der Grad der Kennzeichnungskraft einer dreidimensionalen Marke hat Auswirkungen darauf, ob der Verkehr dieser Form einen Herkunftshinweis entnimmt, wenn er ihr als Form einer Ware begegnet.((BGH, | ||
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+ | Die Annahme, eine angegriffene Gestaltung werde markenmäßig benutzt, folgt nicht schon aus der Bindung des Verletzungsrichters an die Eintragung der Klagemarke. Durch die Eintragung der Klagemarke ist es dem Tatrichter lediglich verwehrt, vom Vorliegen von Eintragungshindernissen auszugehen und der Klagemarke jeden Schutz zu versagen. Die Markeneintragung hat nicht zur Folge, dass das Zeichen in jedweder Verwendungsform die Funktion eines | ||
+ | Herkunftshinweises erfüllt. Deshalb ist es im Kollisionsfall Aufgabe des Verletzungsrichters zu prüfen, ob gerade die beanstandete Verwendungsform herkunftshinweisend ist.((BGH, Urteil vom 21. Oktober 2015 - I ZR 23/14 - Bounty; m.V.a. BGHZ 171, 89 Rn. 24 - Pralinenform I; BGH, GRUR 2010, 1103 Rn. 28 - Pralinenform II)) | ||
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+ | ===== siehe auch ===== | ||
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+ | § 8 (3) MarkenG -> [[Verkehrsdurchsetzung]] | ||
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+ | -> [[Markenmässige Benutzung einer Warenformmarke]] \\ | ||
+ | -> [[Markennennung]] \\ | ||
+ | -> [[Markenverletzung]] \\ | ||
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